dominica
Ein Jahr nach ihrem Aufbruch sind Bérangère, Laurent und ihre beiden Kinder an Bord ihres Segelboots Zanzibar, einer SunShine 36, in Dominica angekommen und erkunden die Insel.
DIE STADT PORTSMOUTH
Wir laufen hier nur den Ankerplatz von Portsmouth an, der sehr windig und unruhig ist. Aber das ist fast bei allen Ankerplätzen der Insel so.
Kaum haben wir die Anker fallen lassen, als sich ein Boat Boy nähert. Er heißt Sam und spricht fließend Französisch. Unmittelbar bietet er uns seine Dienste als Begleiter für eine Exkursion auf der Insel oder einen Ausflug auf dem Indian River, der in dieser Bucht mündet, an.
DIE VERWÜSTUNGEN DES WIRBELSTURMS MARIA
Im September 2017 wurde Dominica stark vom Wirbelsturm Maria heimgesucht und auf der Insel sind noch zahlreiche Spuren dieser Verwüstung zu sehen. Einige Bauten am Strand wurden dem Erdboden gleichgemacht, andere haben kein Dach mehr, Palmen liegen am Boden und Pontons aus Holz wurden vollständig zerstört.
In Portsmouth bietet sich sechs Monate nach dem Wirbelsturm immer noch ein trauriges Bild. Bei zahlreichen Häusern fehlt nach wie vor das Dach, von anderen stehen nur mehr oder zwei Wände. Entlang der Häuser und der Gehwege hängen Stromkabel herunter. Beiderseits der Straßen ist der Wiederaufbau im Gang. Trotz allem herrscht aber eine angenehme Atmosphäre und die Menschen sind freundlich und offen.
In der Stadtmitte finden wir eine kleine Garküche zum Essen. Ich entscheide mich für eine Hühnersuppe mit Maniok, Kürbis und Süßkartoffeln. Bei Laurent und den Kindern gibt es das gleiche Gemüse, aber eingewickelt in einen Weizenfladen, den sie als Braten bezeichnen.
AUF ERKUNDUNG DER INSEL
Nachmittags machen wir uns mit Sam, unserem Führer, zu Fuß auf den Weg zu einem gewaltigen Wasserfall. Er zeigt uns alle Pflanzen am Wegesrand. Er lässt uns riechen und manchmal probieren; zur größten Freude der Kinder, denen die Walderdbeeren sichtlich schmecken. Wir marschieren im Flussbett dahin. Diese Gelegenheit lassen sich die Kinder nicht entgehen und bespritzen uns ausgiebig!
Auf der Rückfahrt mit dem Auto zum Ankerplatz fahren wir an einer riesigen Halde vorbei, in der all die Blechdächer gestapelt sind, die der Hurrikan weggeweht hat. Auf der Insel gibt es viele solche Halden und einige sind noch viel größer. Nahezu alle Blechdächer wurden weggeweht und flogen mehrere Kilometer weit. Der Wind erreichte Geschwindigkeiten von 340 bis 400 km/h. Wir betrachten die noch gut sichtbaren Schäden und hören den Erzählungen der Menschen zu, die furchtbare Momente durchleben mussten, und versuchen zu verstehen, was die Bewohner Dominicas während des Durchzugs von Maria mitmachen mussten. Dennoch ist es schwer nachzuvollziehen, wie es wirklich war. Viele haben alles verloren, entweder während des Hurrikans oder im Laufe der folgenden Tage, als hemmungslos geplündert wurde.
DER INDIAN RIVER
Am nächsten Tag machen wir in Begleitung unseres Führers Sam einen Ausflug auf dem Indian River. Wir rudern den Fluss hinauf, weil es sich um einen geschützten Nationalpark handelt, in dem Motorboote nicht erlaubt sind. Das Flussufer ist von Mangroven gesäumt und es stehen noch einige große Bäume, die den Wirbelsturm überlebt haben. An uns ziehen die Überreste der Kulissen für den Fluch der Karibik vorbei und wir erreichen schließlich einen Ponton, der zu einer kleinen Bar inmitten eines üppigen tropischen Gartens führt.
Wir sind von unserem Zwischenstopp mehr als angetan: Nicht nur die schöne Landschaft begeistert uns, sondern auch die innere Einstellung und die Offenheit der Einheimischen, die alles tun, um ihre Insel wiederaufzubauen und den Tourismus wieder anzukurbeln.
DAS LEBEN AN BORD
Das Leben an Bord der Zanzibar geht seinen friedlichen Gang. Die Kinder sind äußerst kreativ im Erfinden neuer Spiele. Kleine Wilde, die an der frischen Luft leben und stets begierig sind, neue Orte zu entdecken.
Wir fahren bald wieder nach Frankreich. Aber eines Tages werden wir sicher hierher zurückkehren!
Bérangère